Wozu braucht unser Körper eigentlich Insulin? - Dumme Frage, natürlich um den Blutzucker zu senken. Doch ist dies wirklich die Hauptsache? Die wichtigste Aufgabe von Insulin besteht darin, Energie zu speichern und wieder freizusetzen. Ohne diese Fähigkeit hätte die Menschheit nicht überlebt; denn all unsere Vorfahren mussten Hungerzeiten überstehen.
Das Verdauungssystem spaltet schon die nicht-süßen, komplexen Zuckermoleküle (Stärke) in Glukose auf, welche dann in die Blutbahn diffundiert. Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin Insulin, welches einen Teil der Glukose zum sofortigen Verbrauch in die Zellen leitet und den Rest als Glykogen in der Leber und im Muskelgewebe speichert.
Unser Körper kann nur wenig Glykogen bevorraten, gerade einmal genug für einen Tag. Wenn der Glykogenspeicher gefüllt ist, der Blutzuckerspiegel steigt, wandeln die Leber Zucker in Fett um und transportiert es mit Hilfe von Insulin in die Fettzellen.
Insulin gehört zu den ersten Hormonen, welche in der Evolution der lebenden Organismen entstanden. Viele Hormone folgten später. Dies erklärt, dass Insulin eine Art Leithormon ist und eine Insulin-Stoffwechselstörung andere Hormonstörungen auslöst. Deswegen ist ein gesunder Insulin-Stoffwechsel so wichtig für eine gute Gesundheit.
Eine der häufigsten und in ihren Auswirkungen stark unterschätzte Hormonstörung ist Hyperinsulinämie gepaart mit Insulinresistenz. Dies ist eine zu starke Insulinantwort auf Glukose und die Resistenz der Zellen gegenüber Insulin, welche Glukose in sie einschleusen will. Jede Zelle des Körpers wird mit jedem einzelnen Kontakt mit Insulin ein wenig resistenter. So ist Insulinresistenz Teil des natürlichen Alterungsprozesses und bei alten Menschen normal.
Gar nicht normal ist, dass immer mehr Jugendliche, Kinder, ja sogar Kleinkinder, eine starke Insulinresistenz und Hyperinsulinämie ausbilden. Dies liegt nicht an genetischen Veränderungen, auch nicht daran, dass die junge Generation auf der faulen Haut liegt und sich der Völlerei hingibt. Es liegt einzig und allein an einer viel zu zucker- und stärkereichen Ernährung, für welche fehlende Aufklärung und Unwissen der Eltern und das Überangebot an zuckerhaltigen Getränken und Fertigspeisen verantwortlich sind.
Wenn eine werdende Mutter hauptsächlich zucker- und stärkereiche Speisen isst, sie schon Insulinresistenz entwickelt hat und deswegen ihr Insulinspiegel dauerhaft erhöht ist, entwickelt sich schon im ungeborenen Kind Insulinresistenz. So geht die Veranlagung zu Hyperinsulinämie-Insulinresistenz auf die nächste Generation über, ohne einen genetischen Ursprung zu haben. Diese Kinder haben ein sehr hohes Geburtsgewicht, neigen dann ihr Leben lang zu Übergewicht, kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes. Sogar noch schlimmer, wenn das ungeborene Kind ein Mädchen ist, bilden schon ihre Eier Insulinresistenz aus und es gibt die werdende Mutter die Veranlagung zu dieser Stoffwechselstörung an die Enkelgeneration weiter.
Insulin speichert nicht nur Zucker und transportiert nicht nur Fett, es bildet auch Muskelmasse und speichert Protein. Weniger bekannt ist, dass Insulin auch Magnesium speichert. Doch wenn unsere Zellen insulinresistent geworden sind, können sie Magnesium kaum mehr bevorraten und wir scheiden es mit dem Urin aus. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, der Blutdruck steigt. Hyperinsulinismus hält viel Kochsalz und Flüssigkeiten zurück, was den Blutdruck und das Risiko für Herzinsuffizienz erhöht.
Ein hoher Insulinspiegel ist ein sehr starker Stimulator des sympathischen Nervensystems. Welche Auswirkungen hat dies auf unser Herz? Jedenfalls keine guten. Eine solide medizinische Studie hat gezeigt, dass ein Herzinfarkt 2 bis 3 mal häufiger nach einem stark zucker- und stärkehaltigen Mahl auftritt und nicht nach einem fettreichen. Verständlich, da die gewaltige Insulinspitze nach dem kohlenhydratreichen Festmahl sofort den Sympathikus triggert, dadurch Krämpfe in den Arterien auslöst oder sie zusammenzieht. Nicht ohne Grund weiß der Volksmund: "es ist nichts schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen." Was zumindest in unserer Gesellschaft viele süße Speisen vermischt mit viel Fett heißt. Schon die Leckereien in der Adventszeit sind eine wahre Zucker-Fettorgie und Ostern eine Milchschokoladen-Orgie.
Unsere Zellen bilden Insulinresistenz aus, um sich vor den schädlichen Folgen von zu viel Insulin zu schützen. Sie schließen ganz einfach ihre Pforten. Tuen wir nicht genau dasselbe, wenn dauernder Straßenlärm gegen unsere Wohnung anbrandet? Türen und Fenster zu, ist die erste Reaktion. Genau so agieren unsere Zellen, wenn zu viel Insulin gegen sie anbrandet. Sie reagieren dabei wie Menschen: die Einen sofort, andere später und noch andere nie. Das Endothelium, die innere Auskleidung aller großen, kleinen und sehr kleinen Blutgefäße reagiert nie, weswegen ein ständig hoher Insulinspiegel großen Schaden in allen Blutgefäßen im gesamten Organismus anrichtet. Hyperinsulinismus ist deswegen die Ursache aller kardiovaskulären Erkrankungen.
Was passiert, wenn meine Bauchspeicheldrüse besonders tüchtig Insulin produziert? Meine Zellen werden immer resistenter, die einen schneller, die anderen langsamer. Meine Fettzellen eher langsamer, weswegen ich prächtig zunehme, bis ich kugelrund bin. Mein Blutzucker bleibt dank des hohen Insulinspiegels im Normalbereich. Doch irgendwann einmal schafft die Bauchspeicheldrüse nicht mehr, den immer größeren Insulinbedarf zu decken. Jetzt steigt der Blutzucker an, Typ-2-Diabetes manifestiert sich.
Wäre es nicht besser, meine Bauchspeicheldrüse hätte schon früher die Überproduktion eingeschränkt? Dann hätte sich der Diabetes früher manifestiert, als ich noch rank und schlank war. Und tatsächlich geschieht dies bei etwa 40% der Typ-2-Diabetiker. Ja, vielleicht wäre es tatsächlich besser, vorausgesetzt man reagiert in dieser Situation richtig und stellt seine Ernährung radikal auf eine strikt zucker- und stärkearme Kost um. Wir Menschen sind nicht auf Zucker aus der Nahrung angewiesen; denn eine gesunde Leber produziert die genau richtige Menge an Glukose aus den Fettreserven.
Unser Körper benötigt Eiweiß aus der Nahrung, doch nur 50-80 Gramm pro Tag, wenn wir nicht gerade körperliche Schwerstarbeit verrichten. Alles was darüber hinausgeht, wandelt die Leber in Zucker um.
Fett ist unsere beste Nahrungsquelle. Es erhöht den Insulinspiegel kaum und ist der ideale Energielieferant. Am liebsten verbrennt unser Körper Fette, die unseren eigenen ähnlich sind. Das sind Fette von artgerecht ernährten Tieren. Zum Beispiel Butter aus Rohmilch von Weidekühen, Fett von Weiderindern und Schafen, Schweine-, Enten- und Gänseschmalz, Eigelb von Freilandhühnern, fetter Wildfisch, Fischöl, Lebertran. Auch tropische Pflanzenfette, wie kaltgepresstes Kokosöl und Palmkernöl, tuen uns gut, ebenfalls das Öl in Nüssen und in Avocados, nicht zu vergessen kaltgepresstes Olivenöl und in kleineren Mengen frisch gepresstes Leinsamenöl. Industriell hergestellte, denaturierte Pflanzenöle und -fette, wozu auch Margarine gehört, sind dagegen Gift für unseren Organismus.
Kohlenhydrate tun uns gut, wenn ein großer Teil von ihnen Ballaststoffe sind. Dies gilt generell für über der Erde wachsende Gemüse, Salate und Kräuter, welche mit reichlich natürlichem Öl oder Fett angerichtet, lange sättigen und gut schmecken. Dagegen enthalten Wurzelgemüse, beispielsweise Kartoffeln, zu viel Stärke. Es heißt, dass Vollkornbrot viele Ballaststoffe enthalte und Diabetiker es deswegen unbedenklich verzehren können. Dies ist ein Irrtum. Industriell hergestelltes Vollkornbrot erhöht den Blutzucker- und Insulinspiegel fast genauso stark wie Weißbrot, weil die heutigen Mehle derart fein gemahlen sind, dass ihre schnelle Verdauung den Blutzucker- und Insulinspiegel sofort in schwindelerregende Höhen jagt.
Insulinresistenz entsteht dann, wenn sich ständig viel Insulin im Blut befindet. Wenn wir dafür sorgen, dass nicht andauernd Insulin ausgeschüttet wird, indem wir lange Pausen zwischen den Mahlzeiten einhalten, verbessert sich unsere Insulinsensibilität. Maximal drei, besser nur zwei wohlschmeckende Mahlzeiten täglich, welche wir an einem gedeckten Tisch und in Ruhe zu uns nehmen, verbessern den Diabetes schon sehr deutlich.
Intermittierendes Fasten, beispielsweise alle zwei oder drei Tage ein Fastentag, oder von Zeit zu Zeit eine Fastenkur von einer Woche oder länger können Wunder wirken.
Hält man sich an diese Maßnahmen, bestehen gute Chancen, dass ein tiefgreifender Gesundungsprozeß einsetzt. Vormals vom vielen Insulin unterdrückte Hormone entfalten wieder ihre gute Wirkung. Nicht selten baut sich Übergewicht ganz nebenbei ab.
Mit der Gesundung kommen Lebenskraft und Lebensfreude zurück, mit ihnen die Freude an Bewegung und bei etwas Glück auch andere Freuden. Der Mensch ist wieder Mensch und kein Patient.
26.06.2016
03.06.2016
Frühdiagnose von Insulinresistenz
Dr. Joseph R. Kraft:
"diejenigen unter uns mit einer Herz-Kreislauferkrankung,
welche nicht als Diabetiker identifiziert wurden…
wurden ganz einfach nicht diagnostiziert"
"Alle Veröffentlichungen, die Hyperinsulinämie nicht als
Ursache für Herz-Kreislauferkrankungen identifizieren,
sind unvollständig."
Es ist eine alte Tradition, dass die Schulmedizin ihre Paradigmen sehr ungern in Frage stellt. So erstaunt es nicht, dass die Vertreter der offiziellen Diabetesgesellschaften die Forschungsergebnisse des Pathologen Dr. Joseph Kraft wenig beachten, der schon 1975 eine Testmethode vorstellte, welche Diabetes im frühen Entwicklungsstadium diagnostiziert.
Für den bekannten Glukose-Toleranztest misst man seit 1921 die Konzentration des Blutzuckers vor und nach Einnahme einer bestimmten Menge flüssiger Glukose. Dr. Kraft erweiterte 1972 diesen Test, indem er vor und 1/2-1-2-3-4-5 Stunden nach Einnahme von 100 g flüssiger Glukose die Konzentration von Glukose und Insulin im Blut misst. In 14.384 Testreihen, welche er von 1972-1998 im St. Joseph Hospital in Chicago durchgeführt hatte, zeigten sich fünf typische Insulin-Verlaufsmuster.
Leider liegt dieses leicht verständlich geschriebene Buch von etwas über 100 Seiten nicht in deutscher Übersetzung vor. Dr. Kraft hatte diese Schrift 2008 im Alter von 88 Jahren herausgebracht, damit seine Forschungsergebnisse nicht ungelesen in den Tiefen der medizinischen Archive verschimmeln. Was ihm gelungen ist.
Verlaufsmuster 1: die Insulinantwort startet von einem Nüchtern-Insulinspiegel von weniger als 10 Mikroeinheiten/mL und erreicht ihren Höhepunkt von ca. 60 Mikroeinheiten/mL etwa 1/2-1 Stunde nach Einnahme der Glukose, um danach wieder auf das niedrige Grundniveau zu sinken. Beispiel für eine gesunde Insulinantwort bei fast immer normalen Blutzuckerwerten.
Verlaufsmuster 2: die Insulinantwort startet von einem Nüchtern-Insulinspiegel von etwas über 10 Mikroeinheiten/mL und erreicht ihren Höhepunkt von ca. 120 Mikroeinheiten/mL später als 1 Stunde nach Einnahme der Glukose, um wieder auf das Grundniveau zu sinken. Beispiel für Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz bei zumeist normalen Blutzuckerwerten.
Verlaufsmuster 3: die Insulinantwort startet von einem Nüchtern-Insulinspiegel von etwas über 10 Mikroeinheiten/mL und erreicht ihren Höhepunkt von ca. 130 Mikroeinheiten/mL später als 2 Stunden nach Einnahme der Glukose, um wieder auf das Grundniveau zu sinken. Beispiel für Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz bei zumeist diabetischen Blutzuckerwerten.
Verlaufsmuster 4: die Insulinantwort startet von einem hohen Nüchtern-Insulinspiegel von ca. 60 Mikroeinheiten/mL und erreicht ihren Höhepunkt von ca. 180 Mikroeinheiten/mL später als 2 Stunden nach Einnahme der Glukose, um wieder auf das überhöhte Grundniveau zu sinken. Beispiel für ausgeprägte Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz bei zumeist diabetischen Blutzuckerwerten.
Verlaufsmuster 5 (gestrichelt): die Insulinantwort startet von einem niedrigen Nüchterninsulinspiegel von 5 Mikroeinheiten/mL und erreicht ihren Höhepunkt von ca. 15 Mikroeinheiten 1 Stunde nach Einnahme der Glukose. Beispiel für Insulinmangel. Zumeist manifester Typ-1-Diabetes.
Verlaufsmuster 5 (gestrichelt): die Insulinantwort startet von einem niedrigen Nüchterninsulinspiegel von 5 Mikroeinheiten/mL und erreicht ihren Höhepunkt von ca. 15 Mikroeinheiten 1 Stunde nach Einnahme der Glukose. Beispiel für Insulinmangel. Zumeist manifester Typ-1-Diabetes.
Grafik 1 zeigt Durchschnittswerte des Insulinverlaufs von fast 15.000 Glukose-Toleranztests, welche Dr. Kraft und seine Mitarbeiter durchgeführt hatten. Innerhalb der einzelnen Muster gibt es mehr oder weniger ausgeprägt hohe Insulinspitzen.
Grafik 2 zeigt typische Blutzuckerverläufe nach dem Glukose-Toleranztest.
Grafik 2 zeigt typische Blutzuckerverläufe nach dem Glukose-Toleranztest.
Das schockierende Ergebnis der fast 15.000 Testreihen von Dr. Kraft und seinen Mitarbeitern: weniger als 25% der getesteten Personen mit normalem Nüchtern-Blutzucker von weniger als 100 mg/dL und normalem Blutzuckerverlauf des Glukose-Toleranztests (Grafik 2) zeigten eine gesunde Insulinantwort entsprechend dem Verlaufsmuster 1 von Grafik 1. Mit der Messung des Blutzuckerverlaufs allein -wie auch heute noch allgemein üblich- wären 75% der Testpersonen als stoffwechselgesund diagnostiziert worden, welche es eindeutig nicht sind.
Dr. Kraft konnte belegen, dass Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz die treibende Pathologie von Typ-2-Diabetes ist. Schon eine späte und erhöhte Insulinantwort auf den oralen Glukose-Toleranztest bedeutet selbst bei normalen Blutzuckerwerten, dass sich Insulinresistenz im Organismus eingenistet hat. Diesen Zustand nannte er "Diabetes in situ" oder "versteckter Diabetes".
Zwischen dem Beginn der Krankheitsentwicklung und einem manifesten Typ-2-Diabetes vergehen oft Jahrzehnte, in welchen die Werte von Nüchtern-Blutzucker, Langzeit-Blutzucker und der orale Glukose-Toleranztest keine Auffälligkeiten zeigen und die getestete Person als stoffwechselgesund gilt. Ein fataler Irrtum.
Anhand der Ergebnisse von mehr als 3000 Obduktionen konnte Dr. Kraft belegen, dass ein ständig erhöhter Insulinspiegel schon bei normalen Blutzuckerwerten das Endothel aller Blutgefäße des Organismus schädigt. Das Endothel ist die innerste Schicht aller großen, kleinen und kleinsten Blutgefäße. Diabetes äußert sich deswegen lange vor dem Auftreten von erhöhten Blutzuckerwerten als vaskuläre Pathologie.
Resultat: chronisch entzündete Blutgefäße, Herzinfarkt, Schlaganfall, Atherosklerose, Bluthochdruck, Nervenschädigungen, Durchblutungsstörungen, Erektionsstörungen, nicht-heilende Wunden an Füßen und Beinen, Amputationen, Augenerkrankungen, Netzhautablösung, Nierenerkrankungen, chronisches Nierenversagen, Schädigungen des vegetativen Nervensystems und anderes mehr.
Viele Ärzte ignorieren diese Zusammenhänge. Dies erklärt, weswegen sie den oralen Glukose-Toleranztest mit Insulinbestimmung kaum verschreiben, obwohl er sehr viel früher und aussagekräftiger als jeder andere Test eine Störung des Glukose-Stoffwechsels dokumentiert. Ebenfalls scheinen sie zu ignorieren, dass ein ständig erhöhter Insulinspiegel schwerwiegende vaskuläre und kardiovaskuläre Erkrankungen auslöst. Wie sonst könnten sie eine Insulintherapie verschreiben, ohne vorher geprüft zu haben, ob nicht ein ausgeprägter Hyperinsulinismus vorliegt, bei welchem noch mehr Insulin das Sterberisiko deutlich erhöht.
Bekanntlich verstärkt ein hoher Insulinspiegel den Fettaufbau und blockiert den Fettabbau. So müsste bei einem fettleibigen Patienten grundsätzlich überprüft werden, ob und wie stark er von Hyperinsulinämie-Insulinresistenz betroffen ist. Dies ist selten der Fall.
Mit den Forschungsergebnissen von Dr. Kraft sind die Richtlinien für eine kohlenhydratreiche, fettarme "gesunde Mischkost" für Diabetiker, welche die Internationale Diabetes Federation, die nationalen Diabetes Gesellschaften und die World Health Organisation propagieren, spätestens seit 1975 unhaltbar. Denn es ist der hohe Anteil an hochverarbeiteten zucker- und stärkereichen, zucker-fetthaltigen Speisen und die kurzen Zeitabständen zwischen den Mahlzeiten dieser mittlerweile globalisierten "westlichen" Standardernährung, welche Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz antreiben und der Menschheit chronische Krankheiten in bislang unbekanntem Ausmaß bescheren.
Die Pathogenese beginnt mit einer unscheinbaren Stoffwechselstörung, einer überschießenden, zeitverzögerten Insulinantwort auf Glukose, welche sich bei zucker- und stärkereicher Kost schleichend und unerkannt zu einer ausgeprägten Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz auswächst, bei den Einen frühzeitig Fettleibigkeit aufbaut, bei anderen frühzeitig alle Blutgefäße schädigt, bei wieder anderen chronisch überhöhte Blutzuckerwerte verursacht.
Wie viele Menschen, welche sich für kerngesund halten, sterben in relativ jungen Jahren an einem Herzinfarkt oder einem Gehirnschlag, weil ein ständig hoher Insulinspiegel ihre Blutgefäße angegriffen hatte? Es sind hunderttausende. Wer von uns ist sich über die schwerwiegenden Konsequenzen eines überhöhten Insulinspiegels bewusst? Ich war es die längste Zeit meines Lebens nicht. Mein Diabetologe ist es heute noch nicht, ihn interessieren allein die Blutzuckerwerte.
Dr. Kraft hatte früh erkannt, dass der Blutzuckerverlauf des Glukose-Toleranztests ohne Kenntnis des Insulinverlaufs wenig Aussagekraft hat und die beginnende Entwicklung von Diabetes in den meisten Fällen nicht diagnostiziert.
So stellte er fest: "bei Vorträgen auf Herz-Kreislauf Kongressen werden kardiovaskuläre Erkrankungen als Risikofaktor für Diabetes bezeichnet. Die häufigsten Pathologien von Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, sind Athero-Arteriosklerose, Herz-Kreislauf Erkrankungen, Gefäßerkrankungen des Gehirns, Bluthochdruck, Nierenerkrankungen und -versagen, Netzhautablösung, periphere und zentrale Neuropathien, erektile Dysfunktion. Diese Pathologien entstehen schon, wenn die Blutzuckerwerte im Normalbereich sind. Die Pathologien von Diabetes sind keine Risikofaktoren. Sie sind klinische Pathologien von Diabetes! Wenn Sie eine der Pathologien von Diabetes haben, sind Sie Diabetiker und zwar unabhängig von ihrem Blutzuckerstatus."
Es gibt kein Medikament, welches den Teufelskreis von Hyperinsulinämie und Insulinresistenz mit seinen fatalen Folgen verhindert. Dies schafft nur eine Ernährungsweise, für welche der menschliche Metabolismus geschaffen ist. Dies bedeutet kaum Zucker, wenig Stärke, moderat Eiweiß und viel natürliches Fett aus naturbelassenen, nährstoffreichen Lebensmitteln. Da hat Typ-2-Diabetes kaum eine Chance.
Bei einer leichteren und mittelschweren Hyperinsulinämie und Insulinresistenz (Muster 2 und 3 von Grafik 1) normalisieren sich überhöhte Blutzuckerwerte in der Regel allein mit einer LCHF-Ernährungsweise. Bei ausgeprägtem Hyperinsulinismus (Muster 4 von Grafik 1) hat der hohe basale Insulinspiegel immer Fettleibigkeit aufgebaut, nicht selten über Jahrzehnte. Hier reicht die Ernährungsumstellung allein oft nicht aus. Erst mit intermittierendem Fasten oder mit längeren Fastenkuren gelingt es, den hohen basalen Insulinspiegel nachhaltig abzusenken. Erst dann kann sich Fettleibigkeit abbauen, der manifeste Diabetes remittieren und die Risiken für schwerwiegende Gefäßerkrankungen zurückgehen.
Etliche medizinische Labore bieten den oralen Glukose-Toleranztest mit Insulinbestimmung an. Dieser Test muss gut vorbereitet werden, z.B. muss man sich während der 3 letzten Tage kohlenhydratreich (300 g/Tag) ernähren, morgens nüchtern erscheinen und mindestens 3 Stunden für die Blutabnahmen einrechnen. Die gesetzlichen Krankenkassen ersetzen die Laborkosten von ca. 170 € nicht.
Auf der Titelseite seines Buches "Diabetes Epidemic and You" fragt Dr. Joseph R. Kraft: "sollte sich jeder testen lassen?" Und gibt die Antwort: " Absolut nicht! Nur diejenigen, die sich Gedanken über ihre Zukunft machen!"
Video-Interview mit dem 95jährigen Dr. Kraft https://www.youtube.com/watch?v=w0nV-_ddXoc#t=192
Die Limbach-Gruppe mit Sitz in Heidelberg bietet den Glukosetoleranztest
mit Insulin an: https://www.limbachgruppe.com/fachbereiche/endokrinologische-diagnostik/
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